Schleiden - Humanitäres Handeln oberstes Gebot
150 Jahres Rotes Kreuz im Kreis Euskirchen und Familientag in Vogelsang gefeiert – Neue DRK-Akademie am Internationalen Platz Vogelsang – Auch NRW-DRK-Chef Hans Schwarz zählte zu den Gratulanten
Schleiden-Vogelsang - „Manni, ich muss dir mal was zeigen in Vogelsang.“ Mit diesen Worten habe sich Rolf Zimmermann vor ein paar Jahren bei ihm gemeldet, berichtete Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter von Landrat Günter Rosenke und Aufsichtsratsvorsitzender der Vogelsang ip gemeinnützige GmbH. „Was daraus geworden ist, sehen Sie heute“, sagte Poth zu rund 100 Gästen, die zur Feier des 150- jährigen Jubiläums sowohl der Rotkreuz-Gründung im Kreis Euskirchen als auch des Schleidener Ortsvereins in die Räume der neuen Rotkreuz-Akademie am Internationalen Platz Vogelsang gekommen waren. Mehr denn je sei das Rote Kreuz dort ein wichtiger Standortfaktor.
Dabei, so erzählte Rolf Zimmermann, Vorsitzender des Ortsvereins Schleiden und Motor der DRK-Entwicklung in Vogelsang, sei das Engagement auf dem Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg in Rotkreuz-Kreisen nicht unumstritten gewesen. „Aber wir haben uns zusammengerauft.“ Allein 4.000 Besucher wurden im DRK-Museum für Menschenrecht und humanitäres Völkerrecht gezählt; seit 2009 haben rund 15.000 junge Menschen aus der ganzen Welt an den Programmen des Roten Kreuzes in Vogelsang teilgenommen. Darunter auch die Studenten der Communication University of China in Peking, die bereits zum zweiten Mal zu Gast in der DRK-Akademie waren und für die der Aufenthalt das „absolute Highlight“ ihrer Deutschlandreise gewesen sei, wie Zimmermann berichtete. Zum Dank schenkten die Pekinger Studenten dem DRK-Kreisverband einen von ihnen professionell gedrehten Film ihres Aufenthaltes in Deutschland und Vogelsang, der die Gäste auf den folgenden zweistündigen Jubiläumsfestakt einstimmte.
„Wenn wir nicht hier und jetzt damit beginnen, anständig miteinander umzugehen, wird sich die Welt nicht verändern“, fasste Zimmermann die Motivation des DRK-Kreisverbandes in Worte, sich in Vogelsang in großem Umfang mit den Grundwerten des Menschenrechtes und des humanitären Völkerrechts auseinanderzusetzen. Dass die „eindrucksvollen Führungen im Museum und die lebhaften Diskussionen“ wichtig seien für die Prägung junger Menschen, betonte auch Lioba Brockamp, Oberin der DRK-Schwesternschaft Bonn, die Alten- und Krankenpfleger ausbildet und fügte an: „Wir kommen seit Jahren sehr gerne hier her.“
Manfred Poth verwies auf die Landeseinrichtung für Flüchtlinge in Vogelsang, die ebenfalls unter Regie des Roten Kreuzes stehe und in der künftig bis zu 800 Flüchtlinge betreut werden können. „Mit dem DRK als Betreiber haben wir nur gute Erfahrungen gemacht“, lobte er. Dass es landesweit zirka 80.000 Flüchtlinge seien, die vom Roten Kreuz betreut würden, berichtete Hans Schwarz. Der Präsident des DRK-Landesverbandes Nordrhein mit Sitz in Düsseldorf und Vorsitzender des DRK-Präsidialrates Berlin fand bei seinem Besuch in der Eifel anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten deutliche Worte. „Die Flüchtlingspolitik in Europa ist für mich ein Grauen. Wir wissen heute nicht, was morgen und übermorgen ist“, kommentierte er die Unwägbarkeit des Abkommens mit der Türkei, die ein „Riesenproblem“ sei. „Reich werden wir durch die Flüchtlingskrise jedenfalls nicht“, stellte der DRK-Funktionär klar.
Parallelen zwischen der Rotkreuz-Arbeit und der Leitidee des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen stellte Bernd Altgen, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Nordeifel eG, her. Gemäß dessen Grundsatzes „Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele“ sei auch die genossenschaftliche Arbeit bis zum heutigen Tag durch Selbstverantwortung, Selbstverwaltung und Selbsthilfe geprägt. „Es macht Spaß, mit dem Roten Kreuz zusammenzuarbeiten“, erklärte Altgen vor dem Hintergrund der „gemeinsamen Wertegrundhaltung“. Wie die VR-Bank Nordeifel eG, bestimme auch der DRK-Kreisverband Euskirchen als zertifizierter familienfreundlicher Arbeitsgeber eine neue Qualität der Arbeit. Zuvor hatte DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker die finanzielle Hilfe gewürdigt, mit der sowohl die VR-Bank als auch die Kreissparkasse Euskirchen die DRK-Arbeit unterstützten. Auch zum Jubiläum hatten sowohl Altgen als auch KSK-Vorstandsvorsitzende Udo Becker sowie Schleidens Bürgermeister Udo Meister „Geburtstagsgeschenke“ in diskreten Umschlägen an den DRK-Kreisgeschäftsführer übergeben.
DRK-Kreisvorsitzender Karl Werner Zimmermann nahm die Gäste mit auf eine Geschichtsreise von der Gründung des „Vaterländischen Damen-Vereins Schleiden“ unter dem Vorsitz von „Frau Landrath von Harff“ am 14. Juni 1866 bis hin zu der leistungsstarken Hilfsorganisation, die der DRK-Kreisverband heute darstellt. „Wir alle gemeinsam haben wieder einmal bewiesen, dass wir für Menschen in der Not bereitstehen, egal wo sie herkommen, egal welche Hautfarbe und Religion sie haben – sie alle sind uns wertvoll“, schloss er seinen Vortrag im Hinblick auf das große Engagement in der Flüchtlingshilfe.
Eindrucksvoller Abschluss der Feierlichkeiten war eine Darbietung des Jugendrotkreuzes vor dem Hintergrund der berührenden Rede der pakistanischen Kinderrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai. Für ihr Szenenspiel erhielten die Kinder und Jugendlichen begeisterten Beifall.
Anschließend herrschte den gesamten Tag über reges Kommen und Gehen, denn das Jubiläum und den Weltrotkreuztag hatten der Kreisverband und die Schleidener Rotkreuzler zum Anlass genommen, am Internationalen Platz Vogelsang einen großen Familientag zu veranstalten. Vorführungen der Bergwacht und der Rettungshundestaffel zählten ebenso zu den Highlights wie die historische Sammlung und Vorführungen des befreundeten niederländischen Roten Kreuzes. Neben vielen Angeboten für Kinder gab es Fahrzeugausstellungen, der Eintritt ins Museum war frei, und die Musikvereine Concordia Dreiborn und Eifelland sorgten mit Platzkonzerten bei schönstem Frühlingswetter zusätzlich für Unterhaltung.
pp/Agentur ProfiPress