Schleiden-Vogelsang - „Ein Lächeln, eine gute Geste“
Saisoneröffnung im Rotkreuzmuseum Vogelsang wurde zum Treff der bescheidenen Weltverbesserer – Musik, Slam-Poetry, Filmspots, Talkrunden und eine klasse Jugendrotkreuz-Performance
Schleiden-Vogelsang – Es ging um die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes und andere Werte, als am Weltrotkreuztag, dem 8. Mai, Henry Dunants Geburtstag, die Sommersaison im Rotkreuzmuseum für humanitäres Völkerrecht in Vogelsang eröffnet wurde.
Museumsleiter Rolf Zimmermann begrüßte ein proppenvolles und zum Teil prominent besetztes Auditorium auf herzliche, aber unkonventionelle Art, wie er selbst betonte: „Sehen Sie es mir nach, dass wir es wieder an nichts fehlen lassen, außer der Form. Daher begrüße ich niemanden einzeln und in aller Form, sondern Sie alle mit derselben Herzlichkeit. Alle Menschen sind gleich.“
In zwei moderierten Talkrunden unterhielten sich erst Dr. Frauke Hartung (DRK-Schwesternschaft Bonn), Vogelsang-Chef Albert Moritz, Rolf Zimmermann (Rotes Kreuz), Pastoralreferent Georg Toporowsky (Seelsorge in Vogelsang und Nationalpark Eifel) und Vize-Landrat Markus Ramers über den Wert von Werten in der heutigen Gesellschaft.
Dann machten die Jugendrotkreuzfrauen Laura Zimmermann, Jasmina Engel und Sultan Gümüs, die Slam-Poetin Sarah Kersting und Rotkreuz-Akademieleiter Simon Jägersküpper dem begeisterten Auditorium und Moderator Manni Lang deutlich, dass sie die Power haben, auch mit kleinen Dingen und guten Gesten jeden Tag aufs Neue die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Sieben Grundsätze
Dabei gehe es nicht nur um eherne Dinge wie die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes, so die Diskutanten, also um Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. Es gehe um so einfache Dinge, wie nicht ständig zu „kühmen“, sondern den Dingen etwas Positives abzugewinnen.
Es gehe um „ein Lächeln, eine freundliche Geste“ (Laura Zimmermann), „jeden Tag eine gute Tat“ (Markus Ramers), „Selbstachtung“ (Georg Toporowsky), „Mut und Zuversicht“ (Jasmina Engel), „sich engagieren“ (Frauke Hartung), „Dogmatisches über Bord werfen, neue Werte entwickeln“ (Albert Moritz) oder auch darum, am Morgen Autofahrern im Stau Kaffee zu servieren, wie es Sultan Gümüs am Morgen mit Sascha Suijkerland und dem Rotkreuz-Ortsverein Mechernich getan hatte.
Rolf Zimmermann und Simon Jägersküpper berichteten darüber, dass die Rotkreuz-Akademie Vogelsang jährlich mit etwa 4500 meist jungen Menschen arbeite, davon seien allein 3000 Teilnehmer von Ganztags- oder mehrtägigen Veranstaltungen. Gerade am Montag verabschiedeten Jägersküpper und Zimmermann 30 junge Leute aus China, die drei Tage auf Vogelsang verbracht hatten.
„Wichtig ist, Spaß zu haben“
„Wichtig ist, dass die Leute Spaß dabei haben“, berichtete Rotkreuzmuseumsleiter Rolf Zimmermann von seinen diesbezüglichen Erfahrungen. „Die wollen nicht hören, wenn wir ihnen dogmatisch vermitteln: »Pass mal auf, so und so geht das«“, so Simon Jägersküpper.
Die Rotkreuz-Akademie vogelsang ip ist ein Bildungswerk des Roten Kreuzes. Sie organisiert Bildungsmaßnahmen überwiegend im Nationalpark Eifel und auf dem Gelände der ehemaligen „NS-Ordensburg“ Vogelsang.
Sie veranstaltet Bildungsmaßnahmen in den Bereichen Frieden, Menschenrecht, Humanitäres Völkerrecht, Rotkreuz-Geschichte und -Organisation, Natur und Umwelt, Engagement und Verantwortung, Erste Hilfe und Rettungsdienst für Kinder, Jugendliche, Eltern und Kinder sowie Erwachsene.
„Der, der es immer gut mit Dir meint“
Zwischen den Talkrunden, am Anfang und nach dem Ende des offiziellen Teils sang und spielte Eifel-Troubadour Günter Hochgürtel für die internationale Gästeschar, zu der auch Rotkreuz-Kameraden aus Benelux gehörten. Tiefen Eindruck hinterließ die Slam-Poetin Sarah Kersting, die in einem literarischen Block tiefsinnige und sinnsuchende Texte vortrug.
Aus ihrer christlichen Prägung machte die Dichterin dabei keinen Hehl und trug unter anderem ein anrührendes Gedicht vor, in dem sich Gott direkt an mich wendet: „Sie können diesen Text auch verstehen, wenn Sie nicht an Gott glauben“, sagte Sarah Kersting: „Sie müssen dann nur an jemanden denken, der es unbedingt und zu jeder Zeit gut mit Ihnen meint . . .“
Seit der ersten saisonalen Rotkreuzmuseumseröffnung vor fünf Jahren gehört jeweils eine besondere Performance des Jugendrotkreuzes als Schlussakt zu den Höhepunkten. So auch diesmal: Die Rotkreuz-Jugendlichen trugen sinnbildlich Werte auf die Bühne. Und zwar positiv und negativ belegte Werte wie Missgunst, Neid, Geiz und Hass.
Erst waren gute und schlechte Eigenschaften und Haltungen bunt gemischt, dann brachte ein Mädchen Ordnung in das Sammelsurium, sortierte die schlechten Werte aus, indem sie die Zettel kurzerhand zerriss und ließ die vormaligen Träger/innen schlechter Werte paarweise gute Dinge hochhalten, zum Beispiel Liebe, Frieden, Toleranz und Engagement.
pp/Agentur ProfiPress