Schönau - Keine Angst vorm Defibrillator
Erzieher, Eltern und Dorfbewohner kamen zur Defi-Schulung in die Rotkreuz-Kindertagesstätte in Schönau – Verein Internationale Kinder- und Jugendhilfe stellt Defibrillator mit spezieller Kleinkindfunktion zur Verfügung – Lebensrettendes Gerät bei langen Anfahrtswegen
Bad Münstereifel-Schönau - „Ihr könnt wirklich nichts falsch machen“, sagt Andreas Hollmann, Ausbilder für Erste Hilfe beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, während er an einer Trainingspuppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung demonstriert. Gemeint ist die Reanimation mit einem Defibrillator, denn die kann Leben retten – aber nur, wenn die Menschen keine Angst vor dem Gerät haben.
In der Rotkreuz-Kindertagesstätte in Schönau fand jetzt eine Schulung zum Umgang mit einem Defibrillator und zum Verhalten im Notfall statt. Hintergrund der Aktion: Der Verein Internationale Kinder- und Jugendhilfe (KinJu) hat der Rotkreuz-Kindertagesstätte und dem Rotkreuz-Familienzentrum in Schönau einen halbautomatischen Defibrillator mit spezieller Kleinkindfunktion zur Verfügung gestellt.
Damit der Defibrillator sowohl für die Kindertagesstätte als auch für die Dorfbewohner gut erreichbar ist – und das auch außerhalb der Kita-Öffnungszeiten – ist er jetzt in der Schönauer Volksbank-Filiale im Raum des Geldautomaten installiert. Im Notfall kann die schnelle Hilfe mit dem Defibrillator entscheidend sein, denn jede Sekunde zählt und die Anfahrt eines Rettungswagens in das Münstereifeler Höhengebiet kann ganz schön lang werden.
„Im Fall eines Herzkreislaufstillstandes muss man so schnell wie möglich reagieren, um Schäden am Gehirn zu vermeiden“, erklärt Michael Mahlberg vom Verein KinJu. Patrick Dost, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, ist froh über die Hilfe des Vereins: „Als Träger von mehr als 30 Kindertagesstätten ist es für das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen schwierig, alle Einrichtungen selbst auszustatten.“
Das Rote Kreuz beginnt vielfach schon im Kindergarten mit einer Heranführung an die Erste Hilfe. „Es ist wichtig, dass schon die Kinder lernen, dass sie keine Angst davor haben müssen, damit sie einmal selbst aktiv werden“, so Patrick Dost. Die gleiche Idee steckt hinter der Defi-Schulung in der DRK-Kindertagesstätte in Schönau. „Die Berührungsangst vor dem Defibrillator zu überwinden – das geht nur im direkten Kontakt“, weiß Kita-Leiterin Trudi Baum.
So kamen rund 20 Personen für den Crash-Kurs zusammen, darunter Erzieher, Eltern und Dorfbewohner. Sie sollen ihre Erfahrungen mit anderen teilen, denn der Defibrillator kann per Sprachsteuerung auch Laien durch die Wiederbelebung führen. Schritt für Schritt gibt das Gerät nach dem Öffnen genaue Anweisungen: Notruf wählen, Herz-Druck-Massage, Elektroden aufkleben…
Häufig ist ein Kammerflimmern der Auslöser für den Herzkreislaufstillstand. Dabei schlägt das Herz so schnell, dass es das Herz nicht ausreichend mit Blut und so das Gehirn nicht mit genügend Sauerstoff versorgen kann. Der Defibrillator leitet über die aufgeklebten Elektroden ein EKG ab und kann damit feststellen, ob ein Kammerflimmern vorliegt. In diesem Fall kann der Elektroimpuls – ähnlich einer Reset-Taste – das rasende Herz auf null zurücksetzen, sodass es wieder einen normalen Rhythmus aufbauen kann. Ein Elektroimpuls kann also nur abgegeben werden, wenn tatsächlich ein Kammerflimmern vorliegt. Ist das nicht der Fall, leitet der Defibrillator per Sprachanweisung weiter durch die Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Der Defibrillator in Schönau verfügt zusätzlich über einen speziellen Kindermodus. Er sollte für Kinder unter acht Jahren oder mit weniger als 25 Kilogramm Körpergewicht ausgewählt werden, denn damit wird ein geringerer Stromimpuls abgegeben. Die Elektroden werden in diesem Fall nicht wie bei einem Erwachsenen beide vorne auf der Brust, sondern stattdessen eine auf der Brust und eine auf dem Rücken angebracht.
Bei der Defi-Schulung konnten die Teilnehmer nun den Einsatz des Gerätes kennenlernen – und die Hilfemaßnahmen für den Notfall selbst ausprobieren. Angeleitet von Andreas Hollmann durfte sich jeder in der Herz-Lungen-Wiederbelebung an den Trainingspuppen versuchen. Michael Mahlberg: „Niemand muss Angst haben, einen Defibrillator einzusetzen. Alle Schritte sind selbsterklärend, ein Missbrauch ist ausgeschlossen.“
pp/Agentur ProfiPress