Vogelsang - Interkulturell, freiwillig, friedlich
Wohltätiges und multinationales Engagement in Vogelsang – Studenten aus aller Herren Länder unterstützen Rotkreuzler und lernen über Frieden und Menschenrechte – Zahlreiche Workshops, Arbeiten und Projekte
Vogelsang – 13 Studenten aus aller Herren Länder kamen zwei Wochen lang beim 1. Internationalen Friedenslager der Rotkreuz-Akademie in Vogelsang zusammen. Das hört sich idyllischer an als es war. „Die haben hier gearbeitet wie die Berserker“, lobte Rotkreuz-Mann Rolf Zimmermann die engagierten jungen Leute. Selbst die Tatsache, dass es kein Internet und kein Fernsehen gab und auch die Ausgeh- und Shoppingmöglichkeiten mehr als begrenzt waren, hätten nur bei der Ankunft kurzfristig die Gesichter lang werden lassen. Spätestens beim gemeinsamen Lagerfeuer am ersten Abend seien diese Dinge vergessen gewesen. „Die Stimmung war einfach gigantisch“, so Zimmermann.
Der einstige langjährige Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer und Gründer des Rotkreuzmuseums Vogelsang und weitere Rotkreuzler betreuten die 13 jungen Leute aus China, Taiwan, Russland, Polen, Serbien, Spanien, den USA, sowie der Türkei. Zeitweise gesellten sich auch noch einige Deutsche dazu, so dass zeitweise bis zu 22 Leute im Camp lebten. Die meisten waren auf Vermittlung der Austauschorganisation „Service Civil International“, kurz SCI, auf eigene Kosten direkt aus ihren Heimatländern angereist. Während der SCI den organisatorischen Ablauf und die Versicherung übernahm, stellte das Rote Kreuz Unterkunft und Verpflegung im „Transit 59“, dem Jugend-, Natur- und Umweltbildungshaus des Roten Kreuzes, einem ehemaligen Kameradschaftshaus der belgischen Streitkräfte, die das Gelände der einstigen NS-Ordensburg militärisch nutzten.
Mit der Rotkreuz-Akademie hat der SCI, der mit etwa 80 Partnerorganisationen zusammenarbeitet, einen neuen Mitstreiter gewonnen. Denn die Ziele der Rotkreuz-Bildungseinrichtung in Vogelsang und der Organisation decken sich: Engagement für Frieden, gewaltfreie Konfliktlösung, soziale Gerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und interkulturellen Austausch.
Für die Rotkreuz-Akademie war dieses erste Friedenslager der gelungene Auftakt zur internationalen Friedensarbeit in Vogelsang. Daher ging es für die Studenten nicht nur darum, gemeinsam anzupacken und das Gelände des Bildungshauses neu zu gestalten, sondern sich in Workshops und bei Exkursionen inhaltlich auch den Themen Frieden und Menschenrechte zu widmen. Ein ganz besonderes Erlebnis war etwa die Besichtigung der Gedenkstätte Hasselplatt an der belgischen Grenze. In einem Waldstück bei Rocherath werden Überreste amerikanischer und deutscher Schützengräben aus der Ardennenschlacht gezeigt und mit Hinweistafeln in vier Sprachen erläutert. „Ganz tief unter die Haut gegangen“ sei den jungen Leute der Besuch dieses Ortes, an dem sich die ehemaligen Feinde gegenüberlagen.
Auch das Haus der Geschichte in Bonn interessierte die Camp-Teilnehmer so sehr, dass einige einen zweiten Besuch unternahmen. Wanderungen durchs Venn und durch den Nationalpark Eifel, ein Abstecher nach Malmedy, Sightseeing und Shoppen in Köln und – selbstredend – Führungen durchs Vogelsang-Gelände und das Rotkreuz-Museum standen ebenfalls auf dem Programm.
Zum Abschluss des Freiwilligendienstes in der Eifel bauten die Studenten aus Bambusstäben eine Pyramide, die sie mit Transparenten dekorierten, die sie zuvor in den Workshops gestaltet hatten. „Gelernt haben sie hier, dass Frieden im Kleinen und bei jedem selbst beginnt“, resümierte Zimmermann. Mit durchaus positivem Einfluss auf das menschliche Miteinander im Lager mit all seinen kulturellen Unterschieden. „Und das auch, wenn die Nacht mal kurz war und die Müdigkeit am nächsten Tag dafür groß.“
Auch für das Rote Kreuz sei der Aufenthalt der Studenten von großem Nutzen gewesen. Ohne deren Hilfe hätte man aus eigener Kraft das Gelände am Jugend-, Natur- und Umweltbildungshaus nicht so zügig umgestalten können. Mit vereinten Kräften hatten die jungen Leute dafür ein Blockhaus in sämtliche Einzelteile zerlegt und an anderer Stelle wieder errichtet. Echte Highlights im Lagerleben seien auch die von den Studenten zubereiteten kulinarischen Spezialitäten aus ihren Heimatländern gewesen. So seien aus manchem Küchenchaos fünfgängige exotische Menüs hervorgegangen, die – zur großen Freude der Köche – allen hervorragend geschmeckt hätten.
Eine geschlagene Woche lang hatten übrigens die beiden Studenten aus China auf ihre Koffer warten müssen. Und das nicht etwa, weil die anfänglich vermissten Gepäckstücke so lange verschollen blieben. „Die Spedition hat eine Woche gebraucht, um Vogelsang zu finden“, berichtete Rolf Zimmermann. Nämlich just an dem Tag, an dem man die beiden jungen Chinesen neu eingekleidet habe.
pp/Agentur ProfiPress