Weilerswist - „Urgestein des Roten Kreuzes“ gestorben
Zum Tode von Bernhard Thywissen (84), jahrzehntelanger Rotkreuz-Funktionär, Schaffer einer wohl einmaligen Sammlung zur Rotkreuz-Geschichte, Inhaber des Rheinlandtalers
Weilerswist - Bernhard Thywissen ist tot. Mit ihm verliert das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen einen verdienten Mann. Der 84-jährige war bereits seit 1970 Funktionär im Rotkreuz-Ortsverein Weilerswist wie auch im Rotkreuz-Kreisverband Euskirchen.
Der spätere Ehrenvorsitzende des Weilerswister Ortsvereins war unter anderem als ehrenamtlicher Bereitschaftsführer, als Kreisgeschäftsführer, in der Ausbildung und im Sanitätsdienst tätig. Über 25 Jahre stand er dem Rotkreuz-Ortsverein Weilerswist vor. Thywissen war Inhaber des Bundesverdienstkreuzes am Bande, der Rotkreuz-Verdienstmedaille und des Rotkreuz-Ehrenzeichens.
Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann würdigte Bernhard Thywissen, der in den 60er Jahren quasi sein Vorgänger im Amt war, „als jemanden, der im Roten Kreuz an allen Ecken und Enden gearbeitet hat.“ Dass der Rotkreuz-Ortsverein Weilerswist sich heute so kraftvoll präsentieren könne, sei im Wesentlichen Thywissens Verdienst.
Die Bernhard-Thywissen-Halle in Weilerswist sei nicht nur sein Vermächtnis, sie symbolisiere gewissermaßen auch sein Lebenswerk. „Denn Thywissen war nicht nur Initiator der Fahrzeughalle mit ihren für den Ortsverein wichtigen Schulungsräumen, er hat sie zum Teil auch mitfinanziert“, verriet Zimmermann. Dies zeige, wie wichtig dem Mann die Arbeit des Roten Kreuzes gewesen sei und wie aufopferungsvoll er sich dafür eingesetzt habe. Auch Kreisvorsitzender Erwin Doppelfeld zollte dem Lebenswerk des Verstorbenen „höchsten Respekt“.
Im Jahre 2007 erhielt Bernhard Thywissen den Rheinlandtaler, nachdem er seine wohl einmalige Sammlung mit Exponaten aus der Geschichte des Roten Kreuzes im Jahre 2007 dem LVR-Freilichtmuseum in Kommern übergeben hatte. Winfried Schittges, der stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, übergab die hohe Auszeichnung an Bernhard Thywissen „für besondere ehrenamtliche Verdienste um die rheinische Kultur“.
Die Sammlung Thywissen umfasst 1100 Bücher, über 200 grafische Darstellungen, vom Stahlstich bis zum Poster, und 1800 Sanitäts- und Rotkreuzpostkarten aus beiden Weltkriegen. Außerdem Spielzeug, Anstecknadeln, Orden, Ausbildungsmaterial und andere Accessoires. Die ältesten Stücke datieren von 1870.
Bernhard Thywissen war als Soldat zum Sanitäter ausgebildet worden und hatte seither vielen jungen Menschen Erste Hilfe und Sanitätsdienst beigebracht. Im Beisein führender Rotkreuz-Leute wie des Kreisvorsitzenden Erwin Doppelfeld und des Kreisgeschäftsführers Rolf Zimmermann würdigte Winfried Schittges bei der Rheinlandtaler-Verleihung nicht nur Bernhard Thywissens sozial-karitatives, sondern auch sein kulturelles Schaffen.
So war der verdiente Rotkreuzler unter anderem auch 18 Jahre lang Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins Weilerswist, und seither dessen Ehrenvorsitzender. Josef C. Rhiem, seinerzeit stellvertretender Landrat des Kreises Euskirchen, würdigte damals auch die Verdienste von Ehefrau Annemarie an Thywissens Seite, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Rhiem lobte auch Bernhard Thywissens Fähigkeit, sich von seiner Sammlung wieder zu trennen. Sein Leben sei vorbildlich, so Rhiem: „Versuchen Sie mal, Bernhard Thywissen was zu schenken – Sie bekommen immer das Doppelte zurück!“
Landesmuseumsdirektor Dr. Michael Faber versprach der Festversammlung seinerzeit, das LVR-Freilichtmuseum Kommern werde eine Sonderausstellung zu der umfangreichen Rotkreuz-Sammlung zeigen. Faber: „Auch für andere Wohlfahrtsverbände hat die Sammlung unschätzbaren Wert. Sie ist ja auch Zeuge des Sanitätswesens“. Er kenne keine vergleichbare Sammlung – umso größer sei die Freude über die Schenkung.
Die feierlichen Exequien für Bernhard Thywissen werden am Donnerstag, 10. Juni, um 10.15 Uhr in der Pfarrkirche St. Pankratius in Köln-Worringen gehalten. Anschließend findet die Beisetzung von der Friedhofskapelle aus statt. Gemeinschaftsleiter Dirk Rose und die Erste Vorsitzende Dr. Gerda Hirth haben die Mitglieder des Rotkreuz-Ortsvereins Weilerswist eingeladen, dem Ehrenvorsitzenden in Rotkreuz-Dienstkleidung das letzte Geleit zu geben.