Zülpich - Die Kernbotschaft bleibt immer gleich
Neujahrsempfang des Deutschen Roten Kreuzes in Zülpich – Andreas Tschauner war schon 150-mal Blut spenden – 5847 ehrenamtliche Einsatzstunden
Zülpich – Vom medizinischen Standpunkt gesehen leben wir in seligen Zeiten. Dies wurde durch die Demonstration der vier Mitglieder des Niederländischen Roten Kreuzes deutlich. Sie machten eine Zeitreise 150 Jahre zurück, mitten hinein in den Deutsch-Französischen Krieg und damit eine der ersten großen Bewährungsproben der noch jungen Rotkreuz-Bewegung.
Harry van Oest stand im blutigen Kittel vor den Gästen des Zülpicher DRK-Neujahrsempfanges im Seehaus und erklärte, dass der an Krücken gehende Capitaine Robert eine Schusswunde am Bein habe, das man vermutlich amputieren müsse. Die beiden Schwestern kümmerten sich rührend um den französischen Soldaten, der mangels Sprachkenntnis nicht wusste, was auf ihn zukommt. Van Oest sagte am Ende der kurzen Aufführung, dass sich bis heute Vieles verändert habe. „Aber eines ist gleich geblieben: Wir gehen in den Einsatz, um zu helfen – egal, was kommt.“
Dem schloss sich auch Thomas Heinen, Gemeinschaftsleiter des Zülpicher Rotkreuzes an: „Das Material ist moderner geworden, die Notfälle, wie etwa Kriegsverletzungen, sind immer noch gleich.“ Auch wenn Fronteinsätze für die römerstädtischen Helfer zum Glück nicht in Heinens Jahresbericht vorkommen, haben sie dennoch mit den Kriegsfolgen zu tun. Im Jahr 2019 und auch schon im Januar 2020 waren die Zülpicher zur Betreuung bei Bombenfunden aus dem zweiten Weltkrieg in Euskirchen, Köln und Dortmund im Einsatz.
143 ehrenamtliche Mitglieder
Hinzu kamen Unterstützungseinsätze bei Flächenbränden in Zülpich, Verpflegungseinsätze für die Feuerwehr und die Polizei, Sanitätsbetreuungen bei Karnevalszügen, Sportveranstaltungen, Veranstaltungen im Seepark und am Wallgraben oder Konzerte. Und ja, auch bei Altpapiersammlungen, Kocheinsätzen und Haus- und Straßensammlungen sind die ehrenamtlichen Helfer mit dem roten Kreuz und dem großen Herzen im Einsatz. Die 143 Ehrenamtler in Zülpich sind auf insgesamt 5847 Einsatzstunden gekommen. Der Rettungsdienst und der Ärztliche Fahrdienst sind da noch nicht mal eingerechnet, im Gegensatz zum Jugendrotkreuz (23 Mitglieder) und der Seniorentanzgruppe (16 Mitglieder).
„Unsere Rotkreuz-Familie wird immer größer, da geht mir das Herz auf“, freute sich Kreisverbandsvorsitzender Karl-Werner Zimmermann. Wegen der niederländischen Gäste trug er übrigens deren blaue anstatt der üblichen roten Krawatte. Und auch eine Rotkreuzlerin aus Irland, die in Vogelsang zu Besuch ist, war beim Neujahrsempfang dabei.
„Um wie viel ärmer wären wir ohne das DRK“, fragte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen rhetorisch. Bei allem Leid, bei dem DRK und Feuerwehr tätig sind, sei es tröstend zu sehen, wie alle Rädchen ineinandergriffen. „Das Rote Kreuz ist gesellschaftlich eingebunden.“ Diese Funktionalität mit den „fremden“ Einsatzkräften ist auch Lothar Henrich, dem Ortsvereinschef, wichtig. Einer, der dafür gesorgt hat, weil er sowohl Mitglied im Roten Kreuz aber auch Leiter der Kreisfeuerwehr ist, ist Udo Crespin, der beim Neujahrsempfang von Thomas Heinen verabschiedet wurde. Crespin wird in wenigen Wochen aus dem Dienst ausscheiden.
Zum Abschluss des Festaktes weihte Diakon Winfried Krämer noch einen Betreuungs-Lkw für den Katastrophenschutz sowie einen Logistikanhänger ein. Die Führungsriege des Zülpicher Roten Kreuzes ehrte außerdem zahlreiche Blutspender und langjährige ehrenamtliche Helfer. Für die musikalische Untermalung sorgte Ludger Sulimma. Zum Auftakt hatte die Seniorengruppe flotte Tänze gezeigt.
pp/Agentur ProfiPress